kleist-digital
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse
  •  Suche
kleist-digital
  •  Suche
  • Werke
  • Briefe
  • Verzeichnisse

  • Stellenkommentar
  • Emendationen
  • Textkonstitution
  • Editorial Artikel
  • Kollation Editionen
    Zu den Artikeln
    Allerneuester Erziehungsplan. (Fortsetzung.) [26. Blatt]Aëronautik. (Beschluß.)Schreiben aus Berlin. Den 28. Octbr.An die Verfasser schlechter Epigramme.Miscellen. [30.10.1810]Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [30.10.1810][Anzeige Hitzig 30.10.1810]
  • Home
  • Werke
  • Berliner Abendblätter
  • 26tes Blatt. Den 30ten October 1810.
26tes Blatt. Den 30ten October 1810.

(Textwiedergabe  nach Erstdruck.)

  • Fassung Erstdruck
    emendiert
  • Textversion
    ohne orig. Zeilenfall
  • Textversion
    ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ

Alle Textversionen sind inhaltlich identisch und folgen dem angegebenen Textzeugen.
Die Fassung Erstdruck/Textzeuge zeigt die zeichengenaue Wiedergabe des Textzeugen. Nur offensichtliche Fehler sind emendiert. Alle Emendationen sind im Apparat verzeichnet. Der originale Zeilenfall ist beibehalten. Die Fassung wird auf Smartphones wegen der Zeilenlänge nicht angezeigt.

In der Textversion ohne originalen Zeilenfall wird der Zeilenfall mit einem Schrägstrich / angezeigt, die Zeile wird aber nicht umbrochen. Ansonsten folgt sie der angegebenen Textquelle.

In der Textversion ohne ſ, aͤ, oͤ, uͤ sind zusätzlich das lange ſ und historische Umlautformen der heutigen Orthographie angepasst.

103

Berliner Abendblätter.

26tes Blatt. Den 30ten October 1810.

Allerneuester Erziehungsplan.

(Fortsetzung.)

Einige Beispiele, hochverehrtes Publicum, werden
dies deutlicher machen.

Das gemeine Gesetz des Widerspruchs ist jeder¬5
mann
, aus eigner Erfahrung, bekannt; das Gesetz, das
uns geneigt macht, uns, mit unserer Meinung, immer
auf die entgegengesetzte Seite hinüber zu werfen.
Je¬
mand
sagt mir, ein Mensch, der am Fenster vorüber¬
geht
, sei so dick, wie eine Tonne.
Die Wahrheit zu 10
sagen, er ist von gewöhnlicher Corpulenz.
Ich aber,
da ich ans Fenster komme, ich berichtige diesen Irr¬
thum
nicht bloß: ich rufe Gott zum Zeugen an, der
Kerl sei so dünn, als ein Stecken.

Oder eine Frau hat sich, mit ihrem Liebhaber, 15
ein Rendezvous menagirt.
Der Mann, in der Regel,
geht des Abends, um Triktrak zu spielen, in die Ta¬
bagie
; gleichwohl um sicher zu gehen, schlingt sie den
Arm um ihn, und spricht: mein lieber Mann! Ich
habe die Hammelkeule, von heute Mittag, aufwärmen 20
lassen.
Niemand besucht mich, wir sind ganz allein;
laß uns den heutigen Abend einmal, in recht heiterer
und vertraulicher Abgeschlossenheit zubringen.
Der
Mann, der gestern schweres Geld in der Tabagie ver¬
lor
, dachte in der That heut, aus Rücksicht auf seine 25
Casse, zu Hause zu bleiben; doch plötzlich wird ihm
die entsetzliche Langeweile klar, die ihm, seiner Frau
gegenüber, im Hause verwartet.
Er spricht: liebe
Frau! Ich habe einem Freunde versprochen, ihm im
Triktrak, worin ich gestern gewann, Revange zu ge¬30
ben
.
Laß mich, auf eine Stunde, wenn es sein kann,
in die Tabagie gehn; morgen von Herzen gern stehe
ich zu deinen Diensten.

(Die Fortsetzung folgt.)

[ 26 ]
104

Aëronautik.35

(Beschluß.)

Zudem bemerken wir, daß wenn 7) der Luftschiff¬
fahrer
, aller dieser Hülfsmittel ungeachtet, Tage und
Wochen lang auf den Wind, der ihm passend ist, war¬
ten
müßte, derselbe sich mit dem Seefahrer zu trö¬40
sten
hätte, der auch Wochen, oft Monate lang, auf
günstige Winde im Hafen harren muß: wenn er ihn
aber gefunden hat, binnen wenigen Stunden damit
weiter kommt, als wenn er sich, von Anfang herein,
während der ganzen verlornen Zeit, zur Axe oder zu 45
Pferde fortbewegt hätte.

Endlich selbst zugegeben 8) — was wir bei der
Möglichkeit, auch selbst in der wolkigsten Nacht, den
Polarstern, wenigstens auf Augenblicke, aufzufinden, kei¬
nesweges
thun — dem Luftschiffer fehle es schlechthin 50
an Mittel, sich in der Nacht im Luftraum zu orienti¬
ren
: so halten wir den von dem unbekannten Hrn. R.
berechneten Irrthum von 6 Meilen, auf einen Radius
von 30 Meilen, für einen sehr mäßigen und erträglichen.

Der Aeronaut würde immer noch, wenn x die Zeit ist, 55
die er gebraucht haben würde, um den Radius zur
Axe zurückzulegen, in x/5 den Radius und die Sehne
zurücklegen können.
Wenn er dies, gleichviel aus wel¬
chen
Gründen, ohne seinen Ballon, nicht wollte, so
würde er sich wieder mit dem Seefahrer trösten müs¬60
sen
, der auch oft, widriger Winde wegen, statt in den
Hafen einzulaufen, auf der Rhede vor Anker gehen,
oder gar in einen andern ganz entlegenen Hafen ein¬
laufen
muß, nach dem er gar nicht bei seiner Abreise
gewollt hat.
65

Was Hr. Garnerin betrift, so werden wir im
Stande sein, in Kurzem bestimmtere Facta, als die im
13ten Abendblatt enthalten waren, zur Erwiderung auf
die gemachten Einwurfe, beizubringen.

rm.70

Schreiben aus Berlin.

Den 28. Octbr.

Die Oper Cendrillon, welche sich Mad. Bethmann
zum Benefiz gewählt hat, und Herr Herklots bereits,
zu diesem Zweck, übersetzt, soll, wie man sagt, der zum 75
Grunde liegenden, französischen Musik wegen, welche
105 ein dreisilbiges Wort erfordert, Ascherlich, Ascher¬
ling
oder Ascherlein u. s. w. nicht Aschenbrö¬
del
,
genannt werden.
Brödel, von Brod oder, alt¬
deutsch
, Brühe (brode im Französischen) heißt eine mit 80
Fett und Schmutz bedeckte Frau; eine Bedeutung, in
der sich das Wort, durch eben das, in Rede stehende,
Mährchen, in welchem es, mit dem Muthwillen freund¬
licher
Ironie, einem zarten und lieben Kinde von über¬
aus
schimmernder Reinheit an Leib und Seele, gege¬85
ben
wird, allgemein beim Volk erhalten hat.
Warum,
ehe man diesem Mährchen dergestalt, durch Unterschie¬
bung
eines, an sich gut gewählten, aber gleichwohl
willkührlichen und bedeutungslosen Namens, an das
Leben greift, zieht man nicht lieber, der Musik zu Ge¬90
fallen
, das „del“ in „d‘l“ zusammen, oder elidirt das
d ganz und gar?
Ein österreichischer Dichter wür¬
de
ohne Zweifel keinen Anstand nehmen, zu sagen:
Aschenbröd’l oder Aschenbröl.

Ascherlich oder Aschenbröd’l selbst, wird Madmois. 95
Maas; Mad. Bethmann, wie es heißt, die Rolle ei¬
ner
der eifersüchtigen Schwestern übernehmen.
Mlle.
Maas ist ohne Zweifel durch mehr, als die bloße Ju¬
gend
, zu dieser Rolle berufen; von Mad. Bethmann
aber sollte es uns leid thun, wenn sie glauben sollte, 100
daß sie, ihres Alters wegen, davon ausgeschlossen wäre.

Diese Resignation käme (wir meinen, wenn nicht den
größesten, doch den verständigsten Theil des Publicums,
auf unserer Seite zu haben) noch um viele Jahre zu
früh.
Es ist, mit dem Spiel dieser Künstlerin, wie 105
mit dem Gesang manchen alten Musikmeisters am For¬
tepiano
.
Er hat eine, von manchen Seiten mangel¬
hafte
, Stimme und kann sich, was den Vortrag be¬
trift
, mit keinem jungen, rüstigen Sänger messen.

Gleichwohl, durch den Verstand und die ungemein 110
zarte Empfindung, mit welcher er zu Werke geht,
führt er, alle Verletzungen vermeidend, die Einbildung,
in einzelnen Momenten, auf so richtige Wege, daß
jeder sich mit Leichtigkeit das Fehlende ergänzt, und
ein in der That höheres Vergnügen genießt, als ihm 115
eine bessere Stimme, aber von einem geringern Ge¬
nius
regiert, gewährt haben würde. —
Mad. Bethmanns
größester Ruhm, meinen wir, nimmt allererst, wenn
sie sich anders auf ihre Kräfte versteht, in einigen Jah¬
ren
(in dem Alter, wo Andere ihn verlieren,) seinen 120
Anfang.

y.

106

An die Verfasser schlechter Epigramme.

Des Satyrs Geißel schmerzt von Rosenstrauch am
meisten. 125
Wer nur den Knieriem führt, der bleibe ja beim
Leisten.

st.

Miscellen.

Die Insel Bonaparte (ehemals Bourbon) ist den 7ten 130
Juli von 6000 Engländern, welche daselbst gelandet, erobert wor¬
den
. Der französische Obrist Sainte-Suzanne, der auf der Insel
kommandirte, hat gleichwohl eine ehrenvolle Capitulation abge¬
schlossen.
Isle de France, den Angriffen der Engländer nunmehr
ausgesetzt, ist in zweckmäßigen Vertheidigungsstand gesetzt worden.
135
(Mon.)

Mehrere Generale und höhere Offiziere sind im Oesterreichi¬
schen
vor ein Spezial-Kriegsgericht gezogen worden, um wegen
ihres Verhaltens, während des Kriegs, Rechenschaft abzulegen.

Man sagt, die Akten werden zur Kenntniß des Publikums ge¬140
bracht
werden.

Hr. Grattan ist beauftragt worden, die Addresse der Irrlän¬
der
, wegen Zurücknahme der Unionsacte, dem Parlament vorzu¬
legen
.

Der Englische Admiral Saumarez soll Befehl erhalten haben, 145
gegen den schwedischen Handel feindlich zu agiren.
Demnach wäre
der Krieg zwischen England und Schweden erklärt.
(Frk. St. Rist. Rist.)

Polizeiliche Tages-Mittheilungen.

Es sind gestern 4 Personen wegen begangener
Marktdiebstäle zur Untersuchung gezogen.
150

Bei der heute früh um 4 Uhr beendigten Gene¬
ralvisitation
sind 22 Männer und 2 Weiber verhaftet,
deren Verhältnisse näher untersucht werden.

Ein angeblicher Oekonom hat sich mit Bettelbrie¬
fen
bei einem hiesigen Einwohner introduzirt und ist 155
verhaftet.

Die Viehtransporte waren besonders bedeutend
blos an Ochsen 286 Stück, größtentheils fremde.

Bei J. E. Hitzig, hinter der katholischen Kirche
Nr. 3, und in der Expedition der Abendblätter, Jä¬160
gerstraße
Nr. 25, ist zu haben:

Taschenbuch für denkende Frauen 1811.
Enthaltend: Briefe über Zweck und Richtung weibli¬
cher
Bildung, von Caroline, Baronin Fouque. Fouqué.
Eine Weihnachtsgabe. 16. Elegant gebunden 12 gr.
165

Allerneuester Erziehungsplan. (Fortsetzung.) [26. Blatt]; Aëronautik. (Beschluß.); Schreiben aus Berlin. Den 28. Octbr.; An die Verfasser schlechter Epigramme.; Miscellen. [30.10.1810]; Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [30.10.1810]; [Anzeige Hitzig 30.10.1810];

https://archive.org/details/BerlinerAbendbltter1810-11/page/n110

Quellenangabe für Zitat:
https://kleist-digital.de/berliner-abendblaetter/1810-26 [ + Angabe von Zeile / Vers oder Seite ], 24.03.2023

Apparat

 Stellenkommentar

13an,Das Komma hinter ›an‹ ist im Druck nicht zu erkennen, das vorhandene Spatium spricht für sein Vorhandensein.

39Wind,Das Komma hinter ›Wind‹ ist im Druck nicht zu erkennen, das vorhandene Spatium spricht für sein Vorhandensein.

56würde,Statt eines ›ü‹ ist im Druck nur ein ›u‹ erkennbar.

96Mad.Der Punkt hinter ›Mad‹ ist im Druck nicht zu erkennen, das vorhandene Spatium spricht für sein Vorhandensein.

118größesterStatt eines ›ö‹ ist im Druck nur ein ›o‹ erkennbar.

134abgeschlossen.Der Punkt hinter ›abgeschlossen‹ ist im Druck nicht zu erkennen, das vorhandene Spatium spricht für sein Vorhandensein.

 Emendationen (insges. 2)
  • 147Rist.Rist.)
  • 164Fouque.Fouqué.

Textkonstitution

Textwiedergabe nach:
Kleist, Heinrich von (Hrsg.): Berliner Abendblätter. 26tes Blatt. Den 30ten October 1810. Berlin: J. E. Hitzig, 30.10.1810.

Faksimiledruck in: BA-Reprint:1925 S. 103–106

Angaben zu den einzelnen Artikeln

Allerneuester Erziehungsplan. (Fortsetzung.) [26. Blatt]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

Näheres siehe ›Allerneuester Erziehungsplan. Zur Autorschaft:‹ im 25. Blatt v. 29. Oktober 1810.

Zur Textchronologie:

  • Forts. von 25. Blatt
  • 1. Teil: 25. Blatt
  • 2. Teil: 26. Blatt
  • 3. Teil: 27. Blatt
  • 4. Teil: 35. Blatt
  • 5. Teil (Beschluß): 36. Blatt

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 103

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 133f [MA] II 379–386 [DKV] III 545–552 [SE:1993] II 329–335

Aëronautik. (Beschluß.)

Zur Autorschaft: Autor-Zn: rm. [= Heinrich von Kleist]

Näheres siehe ›Aëronautik. Zur Autorschaft:‹ im 25. Blatt v. 29. Oktober 1810.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 104

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 134f [MA] II 386–388 [DKV] III 599–602 [SE:1993] II 391–394

Schreiben aus Berlin. Den 28. Octbr.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: y. [= Heinrich von Kleist]

Die Autorschaft Kleists wurde erstmalig von Köpke behauptet (vgl. Köpke:1862, S. 29). Steig moniert stilistisch ein Schwanken ›zwischen unkleistischer und kleistischer Manier‹ und geht entsprechend nur von einer Bearbeitung durch Kleist aus (vgl. Steig:1901, S. 209).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 104f

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 135f [MA] II 389f [DKV] III 575f [SE:1993] II 411f

An die Verfasser schlechter Epigramme.

Zur Autorschaft: Autor-Zn: st. [= Friedrich August von Stägemann]

Steig hat diese Verse Kleist zugeordnet (vgl. Steig:1901, S. 391). Köpke und Zolling hielten noch Kleist für den Autor (vgl. Köpke:1862, S. 29, Zolling:1885, Bd. 1, S. 53).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 106

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 136

Miscellen. [30.10.1810]

Zur Autorschaft: Heinrich von Kleist

Miszelle ›Insel Bonaparte‹: redigierter Text aus der ›Privilegirte Liste der Börsen-Halle‹ vom 27. Oktober. Miszelle ›Spezial-Kriegsgericht‹: redigierter Text aus ›Gazette Nationale ou le Moniteur Universel‹ vom 18. Oktober. Miszelle ›Unionsacte‹: redigierter Text aus ›Gazette Nationale ou le Moniteur Universel‹ vom 20. Oktober. Miszelle ›Admiral Saumarez‹: redigierter Text aus ›Frankfurter Staats-Ristretto‹ vom 23. Oktober.

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 106

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 136f

Polizeiliche Tages-Mittheilungen. [30.10.1810]

Zur Autorschaft: Autor-Zn: 1 [= Heinrich von Kleist]

Von Kleist redigierte Texte aus den Polizei-Rapporten vom 30. Oktober 1810. (Vgl. BKB 11, hier S. 113).

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 106

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 137

[Anzeige Hitzig 30.10.1810]

Zur Autorschaft: Julius E. Hitzig

Pagina Erstdruck Berliner Abendblätter: S. 106

Pagina Kleist-Editionen: [BKA] II/7 137

WERKE
  • Dramen
  • Erzählungen
  • Lyrik
  • Sonstige Prosa
  • Berliner Abendblätter
  • Phöbus
VERZEICHNISSE
  • Personen
  • Orte
  • Kleist Texte (alphabetisch)
  • Von Kleist erwähnte Werke
  • Literaturverzeichnis
SONSTIGES
  • Über die Edition
  • Kleist-Wörter-Rätsel
  • Handschriften-Simulator
  • Handschriften-Fonts
  • Kontakt Herausgeber
  • Impressum / Haftungsausschluss
  • Datenschutzerklärung
  • Creative Commons LizenzvertragDieses Werk ist lizenziert unter einer
    Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz