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Zu welchen abentheuerlichen Unternehmungen, sei
es nun das Bedürfniß, sich auf eine oder die andere
Weise zu ernähren, oder auch die bloße Sucht, neu
zu sein, die Menschen verführen, und wie lustig
dem zufolge oft die Insinuationen sind, die an die 5
Redaction dieser Blätter einlaufen: davon möge fol¬
gender
Aufsatz, der uns kürzlich zugekommen ist, eine
Probe
sein.
Allerneuester
Erziehungsplan.
Hochgeehrtes Publicum, 10
Die Experimental-Physik, in
dem Capitel von den
Eigenschaften elektrischer
Körper, lehrt, daß wenn man
in der Nähe dieser
Körper, oder, um kunstgerecht zu
reden, in ihre
Atmosphäre, einen unelektrischen (neu¬
tralen) Körper bringt,
dieser plötzlich gleichfalls elek¬15
trisch wird, und zwar
die entgegengesetzte Elektricität
annimmt. Es ist als ob die Natur einen Abscheu hätte,
gegen Alles, was, durch eine Verbindung von
Umstän¬
den, einen überwiegenden und unförmlichen Werth
an¬
genommen hat; und zwischen je zwei Körpern, die
sich 20
berühren, scheint ein Bestreben angeordnet zu
sein, das
ursprüngliche Gleichgewicht, das zwischen
ihnen aufge¬
hoben ist, wieder herzustellen. Wenn der elektrische
Körper
postitiv
positiv
[Keine Emendation notiert.]
ist: so flieht, aus dem unelektrischen
Alles,
was an natürlicher Elektricität darin vorhanden 25
ist,
in den äußersten und
eutferntesten
entferntesten
Raum desselben,
und bildet, in den, jenen
zunächst liegenden, Theilen
eine Art von Vacuum, das
sich geneigt zeigt, den Elek¬
tricitäts-Ueberschuß, woran jener,
auf gewisse Weise,
krank ist, in sich
aufnehmen;
aufzunehmen;
und ist der elektrische 30
Körper negativ, so
häuft sich, in dem unelektrischen,
und zwar in den
Theilen, die dem elektrischen zunächst
liegen, die
natürliche Elektricität schlagfertig an, nur
auf den
Augenblick harrend, den Elektricitäts-Mangel
umgekehrt, woran jener krank ist, damit zu ersetzen. 35
Bringt man den unelektrischen
Körper in den Schlag¬
raum des elektrischen, so fällt, es sei nun von
diesem
[ 25 ]
100 zu jenem, oder von jenem
zu
diesen,
diesem,
der Funken: das
Gleichgewicht ist hergestellt,
und beide Körper sind ein¬
ander an Elektricität, völlig
gleich.40
Dieses höchst merkwürdige Gesetz findet sich, auf
eine, unseres Wissens, noch wenig beachtete Weise, auch
in der moralischen Welt; dergestalt, daß ein Mensch,
dessen Zustand indifferent ist, nicht nur
augenblicklich
aufhört, es zu sein, sobald er mit
einem Anderen, des¬45
sen Eigenschaften, gleichviel auf welche Weise,
be¬
stimmt sind, in Berührung tritt: sein Wesen sogar
wird, um mich so auszudrücken, gänzlich in den
ent¬
gegengesetzten Pol hinübergespielt; er
nimmt die Be¬
dingung + an, wenn jener von der Bedingung —, 50
und die Bedingung —, wenn jener von der Bedin¬
gung + ist.
(Die Fortsetzung folgt.)
Aëronautik.
S. Haude u.
Spenersche Zeitung, den 25. Okt. 1810.55
Der, gegen die
Abendblätter gerichtete, Artikel
der Haude und Spenerschen Zeitung,
über die angeb¬
liche
Direction der Luftbälle ist mit soviel Einsicht,
Ernst und Würdigkeit
abgefaßt, daß wir geneigt sind
zu glauben, die Wendung am Schluß, die
zu dem 60
Ganzen wenig paßt, beruhe auf einem
bloßen
bloßem
bloßem
Mi߬
verständniß.
Demnach dient
dem unbekannten Hrn Verfasser
hiemit auf seine, in Anregung gebrachten
Einwürfe
zur freundschaftlichen Antwort:65
1) daß wenn das
Abendblatt, des beschränkten
Raums wegen, den unverklausulirten Satz
aufgestellt
hat: die Direction der Luftbälle sei erfunden; dasselbe
damit keinesweges hat sagen wollen: es sei an dieser
Erfindung nichts mehr hinzuzusetzen; sondern bloß: das 70
Gesetz einer
solchen Kunst sei gefunden, und es sei,
nach dem, was in Paris
vorgefallen, nicht mehr zweck¬
mäßig, in dem Bau einer, mit dem Luftball verbunde¬
nen, Maschiene eine Kraft zu suchen, die
in dem Luft¬
ball selbst,
und in dem Element, das ihn trägt, vor¬75
handen ist
2) Daß die
Behauptung, in der Luft seien Strö¬
mungen der vielfachsten und mannigfaltigsten Art ent¬
halten, wenig Befremdendes und
Außerordentliches in
sich faßt, indem unseres Wissens, nach den
Aufschlüssen 80
der neuesten Naturwissenschaft, eine der Hauptursachen
101 des Windes, chemische
Zersetzung oder Entwickelung
beträchtlicher Luftmassen ist. Diese Zersetzung oder
Entwickelung der Luftmassen
aber muß, wie eine ganz
geringe Einbildung lehrt, ein concentrisches
oder ex¬85
centrisches, in allen seinen Richtungen diametral
ent¬
gegengesetztes,
entgegengesetzes,
entgegengesetzes,
Strömen der in der Nähe
befindlichen
bef indlichen
Luftmassen veranlassen; dergestalt, daß an Tagen, wo
dieser chemische Prozeß im Luftraum häufig vor sich
geht, gewiß über einem gegebenen, nicht allzubeträcht¬90
lichen Kreis der Erdoberfläche, wenn
nicht alle, doch
so viele Strömungen, als der Luftfahrer, um die
will¬
kührliche
Direction darauf zu gründen, braucht, vor¬
handen sein mögen.
3) Daß der
Luftballon des Hrn Claudius selbst 95
(in sofern ein einzelner Fall hier
in Erwägung gezogen
zu werden verdient) zu dieser Behauptung
gewisserma¬
ßen den
Beleg abgiebt, indem ohne Zweifel als der¬
selbe ½5 Uhr durchaus westlich in der Richtung nach
Spandau und Stendal aufstieg, niemand geahndet 100
hat, daß
er, innerhalb zwei Stunden, durchaus süd¬
lich, zu Düben in Sachsen niederkommen würde.
4) Daß die
Kunst, den Ballon vertical zu di¬
rigiren, noch einer großen
Entwickelung und Ausbil¬
dung bedarf, und derselbe auch wohl, ohne eben große 105
Schwierigkeiten, fähig ist, indem man ohne Zweifel
durch Veränderung
nicht bloß des absoluten, sondern
auch specifischen Gewichts
(vermittelst der Wärme und
der Expansion) wird steigen und fallen und
somit den
Luftstrom, mit größerer Leichtigkeit wird aufsuchen
ler¬110
nen, dessen man, zu
einer bestimmten Reise, bedarf.
5) Daß Hr.
Claudius zwar wenig gethan hat, die
Aufmerksamkeit des Publikums, die
er auf sich gezogen
hat, zu rechtfertigen; daß wir aber gleichwohl
dahin¬
gestellt
sein lassen, in wiefern derselbe, nach dem Ge¬115
spräche der Stadt, in der Kunst, von der Erdoberfläche
aus die Luftströmungen in den höheren Regionen zu
beurtheilen, erfahren sein mag: indem aus der Rich¬
tung, die sein Ballon anfänglich westwärts gegen
Spandau und späterhin südwärts gegen Düben nahm, 120
mit
sonderbarer Wahrscheinlichkeit hervor zu gehen
scheint, daß er, wenn
er aufgestiegen wäre, sein Ver¬
sprechen erfüllt haben, und vermittelst seiner mecha¬
nischen Einwirkung, in der Diagonale
zwischen beiden
Richtungen, über der Potsdammer Chaussee, nach dem 125
Luckenwaldischen Kreise, fortgeschwommen sein würde.
6) Daß wenn
gleich das Unternehmen vermittelst
einer, im Luftball angebrachten
Maschiene, den Wider¬
stand ganz contrairer Winde aufzuheben, unübersteigli¬
102chen Schwierigkeiten unterworfen ist, es doch vielleicht 130
bei Winden von geringerer Ungünstigkeit möglich sein
dürfte, den Sinus der Ungünstigkeit, vermittelst me¬
chanischer Kräfte, zu überwinden, und somit, dem
See¬
fahrer gleich,
auch solche Winde, die nicht genau zu
dem vorgeschriebenen Ziel
führen, ins Interesse zu 135
ziehen.
(Beschluß
folgt.)
Miscellen.
Nach Briefen aus Paris hat Fr. v. Stael
nnmittelbar
unmittelbar
nach
der Confiscation ihres Werks binnen 2 mal 24 Stunden
Frankreich 140
verlassen müssen. Sie ist mit
Hr. Aug. Wilh. Schlegel, von Cheau¬
mont, wo sie sich aufhielt,
nach der Schweiz zurückgegangen.
Sr. Königl. Hoheit der Kronprinz von Schweden ist am 20ten
Oktober glücklich über den Sund, in Helsingborg eingetroffen.
Am 20 November fängt in England der Prozeß zwischen dem 145
Sprecher und Sir Francis Burdet an.
100 Spanische Mönche die sich nach Stenay begeben, sind kürz¬
lich durch Lyon
passirt.
Die Kaiserinn Josephine macht unter dem Namen Gräfinn
von Arberg fortdauernd kleine Reisen in der Schweiz.150
In Frankreich sind beträchtliche Preise auf die Verfertigung
des Traubenzuckers gesetzt worden. Man beschäftigt sich jetzt stark
damit, fürchtet aber eine Vertheurung des Weins.
Polizeiliche
Tages-Mittheilungen.
Ein Tagelöhner
der wegen Diebstahl zu 15jähri¬155
ger Festungs-Arbeit in Spandau verurtheilt, dort
entsprungen und durch Steckbriefe verfolgt war, ist
in Pankow
erkannt und wieder zur Haft gebracht.
Auf dem neuen
Markt ist einer Obsthändlerin ein
abgenutztes Gemäß
zerschlagen.160
Einem Bäcker ist
für 4 Gr. verbackenes Brod zer¬
schnitten.
Bei einem
Kaufmann sind einige Gewichte, und
bei einem Schlächter die Waage
nicht gehörig ajustirt
gefunden und daher dem Ajustirungs-Amte übergeben.165
Einem
Schneidermeister wurden aus seiner Woh¬
nung mehrere Kleidungsstücke entwendet.