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Warnung gegen weibliche
Jägerei.
(Beschluß.)
In dem Augenblicke krachte der Wagen über eine
Wurzel, daß der arme
Abbé kein Wort sagen konn¬
te, sondern um sich verständlich zu machen, den Rock 5
aufknöpfte; das Tuch fiel herunter und das Blut
floß in großer Menge
herab. — Mein Gott, rief
der Wundarzt, sind
sie auch verwundet, wahrhaftig!
ja, da muß man sich hier nichts draus
machen, ich
habe heute auch ein Paar Schroten von der Frau 10
Gräfin in das dicke Fleisch bekommen, es macht ihr
so
viel Vergnügen und ich singe lustig dabei:
Mein, sagt, wer schoß da draus?
Es war ein junger Jäger,15
Der schoß im Hinterhaus.
Die Spatzen in dem Garten,
Die machen viel Verdruß,
Zwei Spatzen und ein Schneider,
Die fielen von dem Schuß.20
Die Spatzen von den Schroten,
Der Schneider von dem Schreck:
Die Spatzen in die Schoten,
Der Abbé in den Dreck.
Der gute Abbé, der eine gewisse Kränkung
em¬25
pfunden hatte, wie
er erst so verbindlich in dem
Hause aufgenommen und im Unglücke so ganz
ver¬
gessen sei, mußte
jetzt selbst lächlen, als er bei die¬
ser Anzeige bemerkte, wie er sich beim Falle auf
dem
feuchten Boden beschmutzt hatte, dabei über 30
[ 32 ] 128 nahm ihn eine
Ohnmacht, von der er erst im
Schlosse erwachte. Ich sah ihn mehrere Jahre
nach diesem Vorfalle, den
er glücklich überstanden
hatte; ich fühlte die Kugel, sie hatte sich
wohl zwei
Hände breit hinter den Rippen niedergesenkt, und 35
war jetzt unter denselben fühlbar. Zuweilen litt
er
noch an Schmerzen und versicherte, daß alle Ge¬
fahren, die von den Dichtern einem gewissen
Bo¬
gengeschoß aus
weiblichen Augen nachgesagt würden,
nicht mit den Gefahren weiblicher
Jägerei zu ver¬40
gleichen wären, denn die Geschicklichkeit Dianens
mögte
wohl so selten geworden sein, wie ihre an¬
deren Eigenschaften.
vaa.
Brief eines jungen Dichters an einen jungen 45
Mahler.
Uns Dichtern ist es unbegreiflich,
wie ihr euch
entschließen könnt, ihr lieben Mahler, deren Kunst
et¬
was so Unendliches ist,
Jahre lang zuzubringen mit
dem Geschäft, die Werke eurer großen Meister
zu co¬50
piren. Die Lehrer, bei denen ihr in die Schule geht,
sagt
ihr, leiden nicht, daß ihr eure Einbildungen, ehe
die Zeit gekommen
ist, auf die Leinewand bringt;
wären wir aber, wir Dichter, in eurem
Fall gewesen,
so meine ich, wir würden unsern Rücken lieber un¬55
endlichen Schlägen
ausgesetzt haben, als diesem grau¬
samen Verbot ein Genüge zu thun. Die
Einbildungs¬
kraft würde sich, auf ganz unüberwindliche Weise, in
unseren Brüsten geregt haben, und wir, unseren un¬
menschlichen Lehrern zum Trotz,
gleich, sobald wir nur 60
gewußt hätten, daß man mit dem Büschel, und
nicht
mit dem Stock am Pinsel mahlen müsse, heimlich zur
Nachtzeit die Thüren verschlossen haben, um uns in
der
Erfindung, diesem Spiel der Seeligen, zu versu¬
chen. Da, wo sich die Phantasie in
euren jungen 65
129 Gemüthern
vorfindet, scheint uns, müsse sie, unerbitt¬
lich und unrettbar, durch die endlose Unterthänigkeit,
zu welcher ihr euch beim Copiren in Gallerieen und
Sälen
verdammt, zu Grund und Boden gehen. Wir
wissen, in unsrer Ansicht schlecht und recht von der 70
Sache nicht, was
es mehr bedarf, als das Bild, das
euch rührt, und dessen
Vortrefflichkeit ihr euch anzu¬
eignen wünscht, mit Innigkeit und Liebe, durch Stun¬
den, Tage, Wochen, Monden, oder meinethalben
Jah¬
re, anzuschauen. Wenigstens dünkt uns, läßt sich ein 75
doppelter
Gebrauch von einem Bilde machen; einmal
der, den
ihn
ihr
davon macht, nämlich die Züge desselben
nachzuschreiben, um euch
die Fertigkeit der mahleri¬
schen Schrift einzulernen; und dann in seinem Geist,
gleich vom Anfang herein, nachzuerfinden. Und auch 80
diese Fertigkeit müßte, sobald als nur irgend möglich,
gegen die Kunst selbst, deren wesentliches Stück die
Erfindung nach
eigenthümlichen Gesetzen ist, an den
Nagel gehängt werden. Denn die Aufgabe, Himmel
und Erde! ist ja nicht,
ein Anderer, sondern ihr selbst 85
zu sein, und euch selbst, euer
Eigenstes und Innerstes,
durch Umriß und Farben, zur Anschauung zu
bringen!
Wie mögt ihr euch nur in dem Maaße
verachten, daß
ihr willigen könnt, ganz und gar auf Erden nicht
verhanden gewesen zu sein; da eben das Dasein so 90
herrlicher Geister, als die sind, welche ihr bewundert,
weit
entfernt, euch zu vernichten, vielmehr allererst
die rechte Lust in
euch erwecken und mit der Kraft,
heiter und tapfer, ausrüsten sollen,
auf eure eigne
Weise gleichfalls zu sein? Aber ihr Leute, ihr bildet 95
euch ein, ihr müßtet durch euren Meister,
den Raphael
oder Corregge, oder wen ihr euch sonst zum Vorbild
gesetzt habt, hindurch; da ihr euch doch ganz und gar
umkehren, mit dem Rücken gegen ihn stellen, und, in
diamentral-entgegengesetzter
diametral-entgegengesetzter
Richtung, den Gipfel der 100
Kunst, den ihr im Auge habt, auffinden
und ersteigen
könntet. — So! sagt ihr und
seht mich an: was der
Herr uns da Neues sagt! und lächelt und zuckt
die
130 Achseln. Demnach, ihr Herren, Gott befohlen! Denn
da Copernicus schon vor dreihundert Jahren gesagt hat, 105
daß die Erde rund sei, so sehe ich nicht ein, was es
helfen könnte, wenn ich es hier wiederholte. Lebet
wohl!
y.
Als dem mittelmäßigen Alcest eine Auszeich¬110
nung widerfuhr.
Den Optimaten gleich behandelt ihr
Alcesten?
Man zählt ihn
nicht, man hat ihn nur zum Besten.
sn.
Miscellen.115
Unter
einem Artikel: London vom 10 Okt. wird gemeldet,
daß zur
Wiedereinschiffung der englischen Armee in Portugal, falls
es die
Umstände nothwendig machen sollten, Alles in Bereitschaft
ist. Dem Admiral Berkley ist die Sorge dafür übertragen.
(Jour. d.
l’Emp.)120
Lord
Wellington hat bei Torres Vedras mit seiner Armee fe¬
sten Fuß gefaßt, und scheint entschlossen in dieser
starken Position,
zwischen dem Tago und dem Meere, den General
Massena, der ihm
folgt, zu erwarten. (J. d. l’E.)
Man
glaubt, daß die Franzosen im Besitz von Oporto sind, 125
wo man keine
einzige Kanone gelassen hatte, so daß die
Städt
Stadt
oh¬
ne Vertheidigung
war.
Der
Engl. Brig. Gen. Crawfurd ist in Portugall an einer
Krankheit
gestorben.
Alle
conföderirte Staaten haben sich beeifert dem Beispiel 130
Frankreichs, die
Colonialwaaren betreffend, nachzufolgen. Ueberall
erreicht diese Maasregel ihren Zweck; überall spürt man die glückli¬
chen Wirkungen davon: im
Würtembergischen ist der Preis der
Colonialwaaren noch an demselben
Tage, da die Publikation der
Regierung erschien, um die Hälfte
gestiegen u. s.
w. (Mon.)135
Polizeiliche Tages-Mittheilungen.
Bei der
gestern früh um 4 Uhr beendigten General-Visitation
sind wiederum
einige Personen arretirt.
Ein
88jähriger Mann hat sich in seiner Wohnung aus Melan¬
cholie erhenkt.140
Ein Rekrute vom Brandenburgschen Husaren Regiment hat
sich in abgewichener Nacht in der Fieberhitze aus dem Fenster sei¬
ner Wohnung 3 Stock hoch
herabgestürzt. Er ist zwar noch nicht
todt,
aber so beschädigt, daß er schwerlich wieder aufkommen wird.
Auf dem
Gensd’armen- Spittel- und Molkenmarkt sind ei¬145
nige durch den Gebrauch abgenutzte Gemäße zerschlagen und eine
ungestempelte Metze konfiscirt.
Auch
sind einer Wildhändlerin 92 verdorbene Krammets- und
andere Vögel
weggenommen.