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*) Guiskard heiſst Schlaukopf; ein Zuname, den die Normänner dem Herzog gaben.
12 Robert. Nun, merk’ nur auf. Du sollst’s gleich fassen. (er wendet sich zum Volk) Ihr Guiskard’ssöhne, die mein Wort vertreibt, Und seines schmeichlerisch hier fesseln soll, Euch selber ruf’ ich mir zu Richtern auf! Entscheiden sollt’ ihr zwischen mir und ihm, Und übertreten ein Gebot von zwei’n. Und keinen Laut mehr feig’ setz’ ich hinzu: Des Herrschers Sohn, durch Gottes Gunst, bin ich, Ein Prinz der, von dem Zufall groſs gezogen: Das Unerhörte will ich blos erprüfen, Erprüfen, ob sein Wort gewichtiger In eurer Seelen Waage fällt, als meins! Abälard. Des Herrschers Sohn? — Der bin ich so wie du! Mein Vater saſs vor deinem auf dem Thron! Er that’s mit seinem Ruhm, that’s mit mehr Recht: Und näher noch verwandt ist mir das Volk, Mir, Otto’s Sohn, gekrönt vom Erbgesetz, Als dir — dem Sohne meines Vormunds blos, Bestimmt von dem, mein Reich nur zu verwalten! — *) Und nun, wie du’s begehrt, so ist’s mir recht. Entscheidet, Männer, zwischen mir und ihm. Auf mein Geheiſs zu bleiben, steht euch frei, Und wollt ihr, sprecht, als wär’ ich Otto selbst. Der Greis. Du zeigst, o Herr, dich deines Vaters werth, Und jauchzen wahrlich, in der Todesstunde, Würd’ einst dein Oheim, unser hoher Fürst, Wär’ ihm ein Sohn geworden, so wie du. Dein Anblick, sieh, verjüngt mich wunderbar; Denn in Gestalt und Red’ und Art dir gleich, Wie du, ein Freund des Volks, jetzt vor uns stehst, Stand Guiskard einst, als Otto hingegangen,*) Wilhelm von der Normandie, Stifter des Normännerstaats in Italien,
hatte drei Brüder, die
einander, in Ermangelung
der Kinder, rechtmäſsig in der Regierung folgten. Abälard, der
Sohn des dritten, ein Kind, als derselbe starb,
hätte nun zum Regenten ausgerufen wer-
den sollen;
doch Guiskard, der vierte Bruder, von dem dritten zum Vormund eingesetzt
— sei es, weil die Folgereihe der Brüder für
ihn sprach, sei es, weil das Volk ihn sehr
liebte,
ward gekrönt, und die Mittel, die angewendet wurden, dies zu
bewerkstelligen, ver-
gessen. — Kurz, Guiskard war
seit dreiſsig Jahren als Herzog, und Robert, als Thron-
erbe, anerkannt. — Diese Umstände liegen wenigstens
hier zum Grunde.
*) Dieser Punct war
(wie sich in der Folge ausgewiesen haben würde,) die Forderung der
Verräther in Constantinopel: daſs nicht die, von
dem Alexius Komnenes vertriebene,
Kaiserinn von Griechenland, im Namen ihrer Kinder,
sondern Guiskard selbst, die Krone
ergreifen
solle.
H. v. K. [fehlt, auch kein Hinweis im Kommentar]
Quellenangabe für Zitat:
https://kleist-digital.de/phoebus/04/01 [ + Angabe von Zeile / Vers oder Seite ], 21.11.2024
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