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1811. No. 14.
Berliner Abendblaͤtter.
Berlin, den 17ten Januar 1811.
Sind die Termine, in welchen jetzt die Zins⸗ und Kapital⸗Zahlungen der Creditſyſteme im Preuß. Staat geſchehen, fuͤr die jetzigen Zeiten noch paſſend? und koͤnnen die Zins⸗Coupons nicht die Stelle des baaren Geldes erſetzen?
In Schleſien, in Pommern, in den Marken und in Oſt⸗ und Weſtpreußen werden die Pfandbriefs⸗Zinſen auf Johannis und Weihnachten eingezahlt. In den nemlichen Terminen ſollen auch die Kapital⸗Zahlungen erfolgen (die Pfandbriefe realiſirt werden). Daß, indem dies, in allen Provinzen, zugleich geſchieht, alsdann ein großer Mangel an klingendem Courant entſtehen, oder ſelbiges durch die große Nachfrage ungewoͤhnlich im Preiſe ſteigen muß, ſpringt in die Augen, beſonders da zur nemlichen Zeit auch andere Zahlungen geleiſtet werden muͤſſen. Eine allgemeine Stockung muß daraus kuͤnftig entſtehen, denn es werden eine Zeitlang ſehr große Summen dem Umlauf entzogen. Z. B. in Pommern muͤſſen 8 Tage vor Weihnachten und Johannis jedesmahl jetzt ohn gefaͤhr 140,000 Rthlr. klingend Courant eingezahlt werden. Mit der Auszahlung wird erſt am 2. Jan. und 25. Juni angefangen. Was in den Departements nicht abgefordert iſt (vielleicht 50-70000 Rthlr.), wird etwa 17 oder 24 Tage nach erfolgter Einzahlung an die General⸗Landſchafts⸗Direction zu Stettin eingeſandt. Dieſe faͤngt dann — ohngefaͤhr 1 Monat nach der erſten Einzahlung — auch mit der Zins⸗Zahlung an, und nachdem auch dieſe vollendet iſt, erfolgt die Zahlung in Berlin. — Vormals fuͤhlte man dieſe Nachtheile nicht; jetzt indeß muß man jede, auch 54 nur geringe Stauung des Stromes zu verhuͤten, ihn nach allen Seiten zu leiten, und wieder zu ſammeln ſuchen. Man muß ſolche Maaßregeln nehmen, daß der Umlauf durch die Creditſyſteme nie ſtocken, vielmehr ſich immer gleich bleiben kann. Dies wird geſchehen, wenn
1) Die Zins⸗Zahlungs⸗Termine nicht in allen Provinzen die nemlichen bleiben. Zahlt man in den Marken auf Johannis und Weihnachten; ſo muß man in Pommern wenigſtens 3 bis 4 Wochen ſpaͤter zahlen.
2) Allenfalls zahle man kuͤnftig in 4 Terminen, weil ſich, z. B. in Pommern, 70,000 Rthl. leichter aufbringen laſſen, als 140,000 Rthl.
3) Die Zinſen muͤſſen nicht lange in Caſſa bleiben; Ein⸗ und Auszahlung gewiſſermaßen Ein Akt ſein. Die General⸗Direction koͤnnte beinahe zu gleicher Zeit mit den Provinzial⸗(Departements) Directionen zahlen. Das nemliche koͤnnte in Berlin Statt finden.
4) Die Realiſation der Pfandbriefe muͤßte nie in den Zins⸗Terminen geſchehen. Wenn man zu Letzteren ſchon viel baar Geld zuſammen gebracht hat; ſo wird es zu den Kapital⸗Zahlungen fehlen. Letztere beſtimme man 4 bis 6 Wochen nach, oder vor der Zins⸗Zahlung. Ueberhaupt ſcheint es auch zweckmaͤßiger, 4 Kapital⸗Zahlungs⸗Termine zu beſtimmen.
5) Endlich mache man die Zins⸗Coupons mehr umlauffaͤhig und die Stelle des baaren Geldes vertretend, beſonders in Pommern, wo dies jetzt noch gar nicht der Fall iſt. Ein Pfandbrief von 1000 Rthl. bekomme fuͤr einjaͤhrige Zinſen à 40 Rthl. acht Coupons, jeden zu 5 Rthl. theils auf Johannis, theils auf Weihnachten (oder auch in 4 Terminen) zahlbar. A iſt Inhaber, er hat Zahlungen, an B 10 Rthl. an C 10 Rthl. an D 20 Rthl. oder er hat von dieſen Producte, Waaren ⁊c. zu kaufen, die man ihm ſonſt vielleicht auch auf Credit uͤberlaſſen wuͤrde. Er bezahlt indeß ſo fort mit Coupons. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß man dieſe gern annehmen wird, denn B C und D beduͤrfen von E Getreide, Vieh und Holz. E nimmt die Coupons deshalb gern ſtatt baar an, 55 weil er an die Landſchaft Zinſen zu bezahlen hat, und dieſe damit befriedigen kann. Daß dieſe Coupons uͤberall bald Cours bekommen werden, laͤßt ſich auch deshalb mit viel Wahrſcheinlichkeit vermuthen, weil ſie nie uͤber ein Jahr alt werden, und ihre halbjaͤhrige (vielleicht vierteljaͤhrige) Realiſation ſicherer iſt, wie jede andere Zahlung. Daß die Operation – gelingt ſie – von unleugbarem Nutzen ſein wuͤrde, iſt wol keinem Zweifel unterworfen. Man bleibe z. B. nur bei Pommern ſtehen! Dieſe Provinz hat jetzt etwa 7 Millionen Pfandbriefe; es kaͤmen alſo 280,000 Rthl. mehr Tauſchmittel als bisher, in Umlauf. Waͤre dies nicht ſchon ſehr bedeutend? Und es ſteht zu erwarten, daß die Summe der Pfandbriefe bald auf 2 Millionen ſteigen wird — Man koͤnnte, um der Sache noch mehr Eingang zu verſchaffen, in jeder Stadt ein Umtauſchungs⸗Bureau vielleicht durch die Kreis⸗ oder Acciſe⸗Caſſen? etabliren. Ein Realiſations⸗Fond waͤre dazu nicht noͤthig. Der Inhaber I daſelbſt wuͤnſcht, fuͤr ſeine Coupons baar Geld zu erhalten; er iſt mit Muͤnze zufrieden; er zeigt dies dem Bureau an. Der Paͤchter G hat Getreide zu Markt gebracht; er bekommt dafuͤr nur Muͤnze, muß aber klingend Courant (oder Coupons) zu Bezahlung ſeiner Pacht haben; er kann ſie bei dem Bureau umtauſchen, oder auch ſein Kaͤufer hat dies ſchon vorher gethan, oder thut es jetzt.
Man verhehlt ſich nicht, daß dies alles mehr Arbeit und Koſten verurſachen, uͤberhaupt einige Inconvenienzen mit ſich fuͤhren wird; man muß dieſe aber nicht ſcheuen, und ſie zu uͤberwinden ſuchen, wenn die Sache an ſich gut iſt. Der Drang der Umſtaͤnde iſt ein ſtrenger Gebieter. Ueberdies ſcheint es, daß eine ſolche Operation den Werth der Pfandbriefe erhoͤhen wird, ohne die Zinſen erhoͤhen zu duͤrfen.
Uebrigens ſind die vorſtehenden Bemerkungen ſchon im Jahre 1808 geſchrieben; es ſcheint immer nothwendiger zu werden, jedes unſchaͤdliche Mittel zu Erhaltung des Ganzen aufzuſuchen. Und darum bringt man dieſe Angelegenheit abermals zur Sprache. 56 Man glaubt, bei dieſer Gelegenheit die Frage aufwerfen zu muͤſſen:
ob es uͤberall nicht rathſam ſein duͤrfte, das Creditſyſtem jetzt auf alle ſtaͤdtiſche und laͤndliche Grundſtuͤcke, wenigſtens auf Grund und Boden, auszudehnen.
Moͤchte ſich doch jemand, der der Sache voͤllig gewachſen iſt, mit dieſem Gegenſtande ernſtlich beſchaͤftigen! —e
Das Waſchen durch Daͤmpfe.
Herr Couraudeau hat in No. 97. der Annales des Arts et Manufactures 1809. eine neue Erfahrung bekannt gemacht, die eben ſo ſehr die allgemeine Aufmerkſamkeit verdient, als ſeine uͤbrigen Erfindungen, beſonders die der Sparoͤfen. Er hat nemlich Anleitung gegeben zu einem neuen Verfahren, die Waͤſche durch Daͤmpfe zu reinigen. Die Waͤſche wird nicht gebeucht, gerieben, geſpuͤhlt, ſondern bloß uͤber die kochende Beuche gelegt und von dem Dampfe derſelben nach und nach durchdrungen, welcher, alle Unreinigkeiten mit ſich fuͤhrend, wieder in den Keſſel zuruͤckfaͤllt. Das Verfahren wird fortgeſetzt, bis alle Unreinigkeit aus der Waͤſche gebracht iſt; und da die Waͤſche ſtets von dem Dampfe durchdrungen wird, der nichts von den unreinen Theilen, die ſich in dem Waſſer befinden, bei ſich fuͤhrt, ſo iſt weiter kein Nachſpuͤlen noͤthig, ſondern die auf dieſe Art voͤllig gereinigte Waͤſche wird bloß zum Trocknen aufgehaͤngt.
Coureaudeau erſpart durch ſein Verfahren zwei Drittheile der Zeit, ein Drittheil Arbeitslohn und 2 Drittheile der Seife; er giebt der Waͤſche eine groͤsſere Weiße, als ſie durch die gewoͤhnliche Art des Waſchens erhaͤlt, und ſie wird nicht im geringſten abgenutzt. Uebrigens wird jeder, der dieſes Verfahren, das durch vorſtehende Angaben hinlaͤnglich erklaͤrt wird, nachahmen will, die dazu noͤthigen Vorrichtungen leicht ſelbſt nach ſeinen Beduͤrfniſſen und ſeinen Huͤlfsmitteln erfinden koͤnnen.