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Buͤlletin der
oͤffentlichen Blaͤtter.
London,
den 22. December.
Unſere Blaͤtter enthalten jetzt den Bericht
uͤber
die am 14. dieſes ſtattgehabte Abhoͤrung des Doctor
Willis in Betreff des Geſundheitszuſtandes des Koͤ⸗5
nigs. Die Meinung
dieſes Arztes iſt, daß die gegen⸗
waͤrtige
Krankheit des Koͤnigs ganz dieſelbe ſei, als
vor zwei und
zwanzig Jahren und daß er nicht an
der Moͤglichkeit
zweifele, Se. Majeſtaͤt koͤnne wieder
hergeſtellt werden.
Er gab ferner die Krankheit des 10
Koͤnigs fuͤr eine Sinneszerruͤttung an, mit der Hinzu⸗
fuͤgung, daß dieſe vom Wahnſinn verſchieden ſei,
und
auf die Frage, worin dieſer Unterſchied beſtaͤnde,
ſagte
Doctor Willis Folgendes:
„Der Ausſchuß kann leicht
einſehen, wie ſchwer 15
es iſt, genaue Definitionen uͤber
Sachen zu geben,
wozu man nicht vorbereitet iſt. Ich werde mich da⸗
her
begnuͤgen, die beiden verſchiedenen Zuſtaͤnde zu
beſchreiben. Das Derangement des Koͤnigs
naͤhert
ſich mehr dem Delirio als dem Wahnſinn. Jedesmal, 20
wenn der Koͤnig einen
gewiſſen Grad von Reiz er⸗
haͤlt, ſo verfaͤllt er
insgemein in ein Delirium. Im
Delirio beſchaͤftigt ſich der Geiſt thaͤtig mit
vergan⸗
genen Eindruͤcken, mit
vorhergegangenen Scenen und
Gegenſtaͤnden. Der Kranke gleicht jemanden, der im 25
Schlafe redet. Es zeigt ſich auch zugleich
eine be⸗
traͤchtliche Stoͤrung in den animaliſchen
Funktionen
uͤberhaupt, eine große Unruhe, ein großer
Mangel an
Schlaf, und der Kranke iſt ſich der
Gegenſtaͤnde um
ſich her gar nicht bewußt. Bei dem Wahnſinn hin⸗30
gegen
giebt es, dem Anſchein nach, wenig oder gar
keine
Stoͤrung in den animaliſchen Funktionen; der
Geiſt iſt
fixirt, mit einer herrſchenden Idee beſchaͤf⸗
tigt, an welcher er, ohnerachtet ſeiner offenbaren
34 Falſchheit, hartnaͤckig haͤngt,
und das Individuum 35
handelt fortdauernd nach dieſem
falſchen Eindruck.
Indem ich den Wahnſinn und das Delirium als zwei
verſchiedene Extreme betrachte, ſo ſtelle ich die Gei⸗
ſteszerruͤttung in einen gewiſſen Punkt zwiſchen
beide.
Die Krankheit Sr. Majeſtaͤt hat uͤberhaupt mehr
den 40
Charakter des Deliriums als des Wahnſinns.
In der Sitzung des Parlaments am
20. dieſes er⸗
klaͤrte ſich nun der Kanzler der
Schatzkammer naͤher
uͤber ſeinen Plan zu einer
Regentſchaft. „Dieſem
Plan
zufolge, ſagte er unter andern, muß der Prinz 45
von Wallis
die Stelle als Regent uͤbernehmen. Alle
Regierungs⸗Gewalt iſt ihm zu uͤbertragen. Die Koͤ⸗
niginn uͤbernimmt
die Sorge und Aufſicht uͤber die
Perſon des Koͤnigs.
Die Praͤrogative der Krone
muͤſſen beſonders beſchraͤnkt werden, da der Koͤnig 50
bald
wieder beſſer werden kann. Dr. Willis hat
er⸗
klaͤrt, daß man bei Krankheiten, wie
diejenige, von
welcher Se. Majeſtaͤt heimgeſucht iſt,
nur erſt, wenn
ſie ein oder anderthalb Jahre gedauert
hat, die Hoff⸗
nung der Geneſung aufgeben koͤnne.
Die vornehmſten, 55
auf ein
Jahr zu beſtimmenden, Einſchraͤnkungen der
Macht des
Regenten ſind nach meiner Meinung: daß
er keine Pairs
ernennen kann; alle Aemter und Pen⸗
ſionen, die er
ertheilt, dauern nur waͤhrend der Zeit
der Regentſchaft,
wenn ſie in der Folge nicht vom 60
Koͤnige beſtaͤtigt
werden. Die Koͤniginn ernennt zu
Stellen des Koͤnigl. Hausſtaats. Die Authoritaͤt des
Koͤnigs muß
ungeſchmaͤlert erhalten werden. Keiner
verehrt mehr als ich (ſagte Herr Perceval) die Tu⸗
genden der erlauchten Perſon, welcher die
Regent⸗65
ſchaft uͤbertragen werden ſoll; ich
kann aber denen
nicht beipflichten, die ſich bei dieſer
Gelegenheit auf
die Tugenden des Regenten beziehen.
Bei der Be⸗
ſtimmung
der Funktionen einer Stelle, iſt es eine ge⸗
faͤhrliche Sache, ſich auf die Tugenden deſſen zu be⸗70
ziehen, der ſie bekleiden ſoll.“
Der erſte Beſchluß ward
einſtimmig angenom⸗
men. Gegen den zweiten erhob ſich Sir Francis
Burdett mit vieler Heftigkeit und ſagte unter andern:
„Wie falſch iſt die Anfuͤhrung, als wenn das jetzige
75
Parlament eine freie und voͤllige Repraͤſentation
der
35 Nation waͤre! Das Parlament iſt
verdorben und
ſtrebt nach willkuͤhrlicher Herrſchaft.
Wie ſchlecht iſt
ſein
Verfahren bei Gelegenheit der Unterſuchung der
Expedition von Walchern geweſen! Wir haben ein
80
ſogenanntes Langes⸗Parlament, ein Rump⸗Parla⸗
ment ⁊c. gehabt. Zweifelsohne wird das jetzige Par⸗
lament in
einigen Jahren den
Beinamen
liest »Beiname«
des Walcher⸗
ſchen Parlaments bekommen.
Man
(Man
lachte.) Der Prinz
von Wallis muß als Regent unumſchraͤnkte Vollmacht 85
haben
und die Regentſchaft muß permanent ſeyn, da
an die
voͤllige Geneſung des Koͤnigs nicht zu denken
iſt.
Ich proteſtire gegen die zweite und dritte
Reſo⸗
lution.“ Die zweite ward aber dennoch angenommen.
Herr Ponſonby verlangte, der
Prinz von Wallis 90
moͤchte ganz einfach erſucht werden:
die Koͤnigl. Funk⸗
tionen waͤhrend der Krankheit
Sr. Majeſtaͤt, unter
der Form und mit dem Titel eines
Regenten des ver⸗
einigten Reichs, auszuuͤben.
Fuͤr dieſes Amendement waren 157
Stimmen, ge⸗95
gen daſſelbe 260, folglich ward es
mit einer Majori⸗
taͤt von 112 Stimmen
verworſen,
verworfen,
und ſo ging auch
der dritte Beſchluß durch.
Der Prinz von Wallis hat allen
Gliedern der
verſchtedeneu
verſchiedenen
Zweige ſeiner erhabenen Familie den 100
ihm
eingeſandten Plan zur Regentſchaft mitgetheilt.
Demzufolge haben alle Prinzen des Koͤnigl. Hauſes,
ſieben an der Zahl, eine Erklaͤrung, in
Proteſtations⸗
form erlaſſen, die im
Weſentlichen alſo lautet:
„Daß, da ſie von Sr. Koͤnigl.
Hoheit, dem Prin⸗105
zen von Wallis, erfahren haben,
es ſei ein Project
vorhanden, die Koͤnigl. Gewalt durch
eine, mittelſt
gewiſſer Modifikationen und
Beſchraͤnkungen limitir⸗
te, Regentſchaft zu
erſetzen, ſo glaubten ſie es ihrer
Pflicht gemaͤß, zu
erklaͤren, daß die einſtimmige Mei⸗110
nung aller
Prinzen der Koͤnigl. Familie dahin gehe,
daß ſie die
Beſchaffenheit des vorgeſchlagenen Plans
nicht ohne
Beſorgniſſe anſehen koͤnnten, da eine auf
dieſe Weiſe
beſchraͤnkte Regentſchaft den aus der
Koͤnigl. Gewalt
entſpringenden Vorrechten zuwider 115
ſei, ſowohl in
Hinſicht der Sicherheit und des Vor⸗
theils des
Volks, als der Macht und Wuͤrde der Kro⸗
ne, und
daß demzufolge ſie auf das feierlichſte gegen
36 dieſe, den Grundſaͤtzen, die
ihre Familie
anf
auf
den
Thron gebracht haͤtten, zuwiderlaufenden
Beſchraͤn⸗120
kungen proteſtiren muͤßten.
Dieſen Brief beantwortete der
Kanzler der
Schatzkammer am 20. folgendermaßen:
„Daß er dieſe Angelegenheit den
Miniſtern Sr.
Majeſtaͤt zur Unterſuchung vorgelegt
habe; daß, ob⸗125
gleich es ihm ungemein leid waͤre,
daß die bei den
traurigen Krankheits⸗Umſtaͤnden Sr.
Majeſtaͤt ange⸗
nommenen Maaßregeln nicht das
Gluͤck haͤtten, von
den erhabenen Perſonen, aus denen
die maͤnnlichen
Zweige der Koͤnigl. Familie beſtehen,
gebilligt zu 130
werden, ſie doch nicht umhin koͤnnten,
ſolche als die
einzigen geſetzlichen und
conſtitutionellen zu betrachten,
und die alleinigen,
die durch fruͤhere Beiſpiele ge⸗
rechtfertigt
werden koͤnnten; daß man im Jahre 1788
eben ſo
verfahren habe, um welche Zeit eben dieſer 135
Plan nicht
allein nach langen und peinlichen Discus⸗
ſionen von den beiden Haͤuſern angenommen worden,
ſondern ſich auch des allgemeinen Beifalls der Na⸗
tion in England zu erfreuen gehabt habe, und
daß
ſie ſich endlich gluͤcklich fuͤhlten, indem ſie
bedaͤchten, 140
daß, als der Koͤnig wieder hergeſtellt
worden, die bei
dieſer Gelegenheit genommenen
Maaßregeln nicht al⸗
lein die ſchmeichelhafteſte
Billigung Sr. Majeſtaͤt er⸗
halten, ſondern daß
auch der Koͤnig geruht habe, in
dieſer Hinſicht ſeine
beſondre Dankbarkeit zu bezeugen.“ 145
Unſere Truppen unter den
Befehlen des Lord
Wellington in Portugal betrugen im
November zu⸗
ſammen nicht 25000 Mann, worunter
2670 Mann Ca⸗
vallerie. An Generals waren daſelbſt 5 General⸗
Lieutenants, 16 General⸗Majors und 6 Brigadier⸗Ge⸗150
nerals.
Die Morning Chronicle vom 22
ſagt, daß ein in
12 Tagen von Liſſabon gekommenes
Schiff die Nach⸗
richt mitgebracht habe, Maſſena
habe Villa Nova wie⸗
der beſetzt und Lord
Wellington ſei nach ſeiner alten 155
Poſition zu Torres
Vedras zuruͤckgekehrt. (L. d. B.)