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Autoritaͤt und Wuͤrde
des Parlaments
in England.
Da wir wahrſcheinlich bald von dem Ausgange
des
Prozeſſes hoͤren
werden, welchen Sir Francis
Burdett wegen
ſeine
ſeiner
Verhaftung, die das Unter⸗5
haus in Folge
einer deſſen Wuͤrde beeintraͤchtigen⸗
den
Druckſchrift,
uͤbes
uͤber
ihn verhaͤngt hatte, am 20ten
Nov. d. J. vor einem
der obern Engliſchen Ge⸗
richtshoͤfe gegen den
Sprecher des Unterhauſes, und
gegen den Grafen von Moira, als Gouverneur des 10
Towers, wo er gefangen
ſaſt,
ſaß,
anhaͤngig machen
wollte: ſo bringen wir hier
folgenden parlamentari⸗
ſchen Vorgang in England
aus einer fruͤheren
Zeit bei, der unſre Ideen daruͤber
einigermaßen
vorbereitend berichtigen kann.15
Im Jahre 1788 wurde Sir Elias Jmpey,
der
gewißermaßen in den beruͤhmten Haſtingsſchen
Prozeß mit verwickelt war,
von der Oppoſition des
Engl. Unterhauſes wegen vieler
vermeintlichen, und
vielleicht zum Theil wirklichen,
Vergehungen, deren 20
er ſich als Oberrichter in Indien ſchuldig gemacht
haben ſoll, in Anſpruch genommen, und vor den
Schranken
des Unterhauſes ſelbſt verhoͤrt. Es iſt
eine, theils im poſitiven Rechte, theils in einer bil⸗
ligen und humanen Obſervanz gegruͤndete Sitte in 25
England, daß bei allen, vorzuͤglich Criminal⸗Pro⸗
[ 62 ]
244zeſſen, waͤhrend des Ganges
derſelben die oͤffent⸗
lichen Blaͤtter ſich aller
Urtheile enthalten, welche
in England, wo das ſchuldig oder unſchuldig,
in
allen Faͤllen von einer Jury von
wenigſten
wenigſtens
12 30
Perſonen geſprochen wird, durch Einfluß auf die
Meinung derſelben leicht einen ſchrecklichen Einfluß
gewinnen koͤnnen. In
dem Falle des Sir Elias
Jmpey hatte jedoch,
wahrſcheinlich die Partheiſucht,
obige goldene Regel vergeſſen, und dies bewog ein 35
Mitglied der Miniſterialparthei, Herrn Grenville,
im
Unterhauſe den
Autrag
Antrag
zu machen, daß man
gegen den Verfaſſer und Drucker einer Schrift in
obiger Angelegenheit, welche er
als eine Schmaͤh⸗
ſchrift gegen das Unterhaus, und
als einen groͤb⸗40
lichen Misbrauch der Preßfreiheit
bezeichnete, eine
gerichtliche Unterſuchung verhaͤngen ſollte.
Herr Fox erklaͤrte: Er ſelbſt habe vielleicht
von allen Parlamentsgliedern am mehrſten durch
Schmaͤhſchriften gelitten, und doch immer geſchwie⸗45
gen. Es ſei unter der Wuͤrde des Hauſes,
eine ihm
zugefuͤgee
zugefuͤgte
Beleidigung durch
einen niederen Gerichtshof
unterſuchen
zu laſſen. Der hohe Rath der Nation
habe, wie
er glaube, noch Einſicht genug, durch eigne 50
Reſolutionen die Kuͤhnheit desjenigen zu be⸗
ſtrafen, der ſeine Ehre angreife, aber auch Recht⸗
ſchaffenheit genug, um ſich genau in den
Schran⸗
ken des Rechts und der Billigkeit zu
halten. Den⸗
noch
ging Herrn Grenvilles Antrag fuͤr eine ge⸗55
richtliche Unterſuchung, von dem
Miniſter Pitt
und der Parthei deſſelben unterſtuͤtzt, mit 109 Stim⸗
men gegen 37 durch. Ein Beweis, daß der Mi⸗
niſter ſeiner Sache bei der unbeſtechlichen Engliſchen
245 Juſtiz, ſicher war.
Bei verſchiedenem Gange der 60
Partheyen im gegenwaͤrtigen Falle, duͤrfte gleich⸗
wohl wahrſcheinlich das
Reſultat das naͤhmliche ſein.
Anekdote.
Ein mecklenburgiſcher Landmann,
Namens Jonas,
war ſeiner Leibesſtaͤrke wegen, im ganzen
Lande
be⸗
kannt
be⸗65
kannt.
Ein Thuͤringer, der in die
Gegend gerieth, und
von jenem mit Ruhm ſprechen hoͤrte,
nahms
nahm
ſichs vor
ſich
mit ihm zu verſuchen.
Als der Thuͤringer vor das Haus
kam, ſah er 70
vom Pferde uͤber die Mauer hinweg auf dem
Hofe ei⸗
nen Mann Holz ſpalten und fragte dieſen:
ob hier
der ſtarke Jonas wohne? erhielt aber keine
Antwort.
So ſtieg er vom Pferde, oͤffnete
die Pforte, fuͤhrte
das Pferd herein, und band es an die
Mauer.75
Hier eroͤffnete der Thuͤringer
ſeine Abſicht, ſich
mit dem ſtarken Jonas zu
meſſen.
Jonas ergriff den Thuͤringer,
warf ihn ſofort uͤber
die Mauer zuruͤck, und nahm ſeine
Arbeit wieder vor.
Nach einer halben Stunde rief
der Thuͤringer, 80
jenſeits der Mauer: Jonas! — Nun was
giebts?
antwortete dieſer.
Lieber Jonas, ſagte der
Thuͤringer: ſei ſo gut
und ſchmeiß mir einmal auch mein
Pferd wieder her⸗
uͤber! Z.85
Richtſchnur.
Wiſſe,
ſtets wird recht dein Handeln ſein in dem
Leben,
Wuchert des Handelns Kern
nicht in dein Leben
hinein.90
W.
Buͤlletin der oͤffentlichen Blaͤtter.
Paris den
30ten Nov.
Der heutige Moniteur enthaͤlt folgende Bemer⸗
kungen uͤber das Betragen der Englaͤnder in Por⸗95
tugal:
Die Armee von Portugal
hat bei Eroberung die⸗
ſes Koͤnigreichs
Schwierigkeiten gefunden, die aus
der Natur der Sache
ſelbſt herruͤhren, und das noth⸗
wendige Reſultat
eines unthaͤtigen, tief durchdachten 100
Defenſionsplan
ſind, der ohne Ausnahme mit einer
beſondern, bisher
unerhoͤrten Barbarei ausgefuͤhrt wird.
Der Weg von Almeida nach Liſſabon ward, durch
den Ruͤckzug der Englaͤnder, zu
einer ſolchen Wuͤſte,
daß die, ehemals dem Miniſter Louvois ſo ſehr vor⸗105
geworfene Verheerung der Pfalz, mit der Verhee⸗
rung von
Portugal durch deſſen Alliirte, in keinen
Vergleich zu
ſetzen iſt
Uebrigens iſt die Lage der Englaͤnder allarmirend.
Sie
ſind
hoͤchſtens
liest »höchsten«
30 000 Mann ſtark. Ihnen zur 110
Seite ſtehen 40 000 mißvergnuͤgte portugieſiſche
Solda⸗
ten; hinter ihnen 100 000 Fluͤchtlinge
in Verzweiflung
und die ungeheure Bevoͤlkerung von
Liſſabon.
Die franz. Armee iſt in guter
Stimmung.
Sie
hat Zutrauen zu ihrem
Anfuͤhrer, und keine Deſertion 115
bei den Nationalen. —
Die Armee hat wenig fremde
Bataillons.
London den
22ten Nov.
Geſtern Morgen ſtattete der Marquis von
Welles⸗
ley
Sr. Maj.
liest »Sr Maj« [siehe editorische Anmerkung]
dem Koͤnige
von Schweden in Claren⸗120
donhouſe⸗bondſtreet einen Beſuch ab.
Nach einer lan⸗
gen
Unterredung fuͤhrte der edle Lord Sr. Maj. in
den Wagen,
und begab ſich mit ihnen ins Buͤreau der
auswaͤrtigen
Angelegenheiten, und von da in die Ad⸗
miralitaͤt. Sr. Maj. hielten bei dem Marquis
ein Di⸗125
ner, welcher ſie an der aͤußern Thuͤr
ſeines Hauſes
empfangen und in ſeinen Salon gefuͤhrt
hatte.
(Mon.)
Polizeiliche Tages⸗Mittheilungen.
In einem Hauſe in der Niederlagsſtraße hat vor⸗130
geſtern um 2 Uhr ein Schornſtein gebrannt, das Feuer
iſt jedoch ſogleich geloͤſcht und kein Feuerlaͤrm gemacht
worden.