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Des Journals fuͤr Kunſt, Kunſtſachen, Kuͤnſteleien /und Moden 2ter Jahrgang 1ter Band, enthaͤlt unter /mehreren andern intereſſanten Aufſaͤtzen, eine Anzeige /uͤber eine veraͤnderte Einrichtung der Klaviatur der /Taſteninſtrumente, von einem der ſcharfſinnigſten /Mathematiker jetziger Zeit, Hr. Dr. K. Chr. F. Krauſe /in Dreſden. Da dieſe Erfindung ohne Zweifel, we/gen ihrer in die Augen fallenden Zweckmaͤßigkeit, einen /Abſchnitt, ſowohl in der Klavier⸗Spiel⸗ als Klavier⸗/Baukunſt, bilden wird: ſo wollen wir nicht unterlaſ/ 10 ſen, zu ihrer Verbreitung das, was in unſerm Kreiſe /liegt, hiermit beizutragen.
Ueber eine weſentliche Verbeſſerung der Kla/viatur der Taſteninſtrumente./
Die verbeſſerte Klaviatur, berichtet Hr. Dr. Krauſe, /enthaͤlt die ſogenannten Semitonia nicht als Ober/taſten; ſondern alle Taſten bilden eine ununterbro/chene Flaͤche und ſind vollkommen gleich breit; den/noch iſt die Breite einer jeden noch um etwas groͤßer, /als ein Finger, und es laͤßt ſich daher dieſe Klaviatur, /da ſie nicht weitgriffiger iſt, eben ſo bequem, als die / 20 alte, ſpielen. Muſiker und Inſtrumentenmacher, de/nen ich meinen Einfall mittheilte, zweifelten an deſſen /Ausfuͤhrbarkeit; nachdem mir aber der hieſige geſchickte /Inſtrumentenmacher, Herr Roſenkranz, eine ſolche /Klaviatur zu einem ſchon vorraͤthigen Inſtrumente ge/baut hat, lehrt mich ſeit einigen Tagen der eigne Ge/brauch, was dieſe Einrichtung leiſtet. Ich will ihre /Vortheile kurz anzeigen, um Alle, welche Zeit ſparen, /und ein runderes Spiel auch durch die Klaviatur be/foͤrdert wiſſen wollen, zur Nachahmung einzuladen./ 30
228Bei dieſer einfachen Klaviatur iſt/
1) Der Anſchlag aller Toͤne gleich ſtark./
2) Es ſpielt ſich in allen Tonarten gleich leicht, /und zwar wenigſtens eben ſo leicht, als auf der ge/woͤhnlichen Klaviatur aus c dur./
3) Der Unterſchied der Entfernung ganzer und /halber Toͤne wird ſchon durch die verſchiedene Lage /der Finger dem Gedaͤchtniſſe eingepraͤgt und eingeuͤbt./
4) Alle weichen Tonarten ſpielen ſich eben ſo leicht, /als die harten./ 40
5) Das Transponiren einer Tonart in die andere, /ſelbſt prima vista, hat nicht die geringſte Schwierigkeit, /und fordert keine beſondere Uebung./
6) Alle ſogenannte Manieren oder Verzierungen /der Melodie werden in allen Tonarten gleich leicht /und rund hervorgebracht./
7) Sehr vieles wird, und in zwar jeder Tonart, /ſpielbar, was zuvor wegen der Applikatur und der hin/dernden Obertaſten gar nicht moͤglich, oder doch aͤußerſt /ſchwer zu executiren war./ 50
8) Die Applikatur wird unendlich einfacher und /ſicherer./
Wie zeitkoſtend und wie laͤſtig iſt dem Genie die /mechaniſche Uebung! Wer wird eine bloß mechaniſche /Fertigkeit mit der ganzen Zeit lieber, als mit dem /zehnten Theile erwerben wollen? — Man kennt wohl /keinen Virtuoſen, der aus allen Tonarten Alles gleich /leicht und rund ſpielen und in allen Tonarten gleich /gut Noten leſen koͤnnte. Dieſe lernt aber ein jeder /von ſelbſt, der ſich dieſer einfachen Klaviatur bedient./ 60
Alles, was Zeit ſpart und dem Genie einen wei/tern Wirkungskreis eroͤffnet, verdient Aufmerkſamkeit, /es ſey an ſich ſelbſt ſo geringfuͤgig, als es wolle. /Das aufkeimende Genie des Virtuoſen wird mit dieſer /einfachen Klaviatur Jahre ſparen, und die Komponiſten /werden alle Tonarten gleich behandeln und einer gleich/guten Execution ihrer Werke auf dem Taſteninſtrumente /ſicher ſeyn koͤnnen, in welcher Tonart ſie auch geſetzt ſein /229 moͤgen. — In wenig Monaten wird ein geuͤbter Spie/ler auf dieſer Klaviatur voͤllig eingewöhnen, und da/ 70 durch errungen haben, was ihm Jahre nicht gewaͤhrt /hatten: — gleichfertiges Spiel in allen Tonarten./
Noch bemerke ich, daß durch dieſe Vereinfachung /der Klaviatur ihre Vervollkommnung noch nicht been/digt iſt. So werde ich mir, zum Beiſpiel, auf meinem /Inſtrumente eine Vorrichtung anbringen laſſen, wo/durch ich mit demſelben Finger, ohne die geringſte /Dehnung und Anſtrengung, von jedem Tone ſeine /Oktave, entweder allein oder mit ihm zugleich, anſchla/gen kann. Dadurch wird man ſpielen lernen, als wenn / 80 man mehr als zwei Haͤnde haͤtte; man wird mit der /einen Hand unisono in drei Oktaven ſpielen, Dezimen /wie Terzien greifen, und auch weiter langen koͤnnen, / als auf der Harfe. /
Auch ſteht die Verbeſſerung der Klaviatur mit noch /viel wichtigern Dingen in Beziehung. Sollte unſere /Melodie und Harmonie mit Zwiſchentoͤnen bereichert /werden, woran ich nicht zweifle; ſo wuͤrden ſie ſich bei/ dieſer Klaviatur auf eine hoͤchſt einfache Art anbringen /laſſen. Sodann ſtimmt auch die Einrichtung derſel/ 90 ben mit der nothwendigen Verbeſſerung unſrer muſi/kaliſchen Zeichenſprache, beſonders der Noten-Tabu/latur zuſammen, woruͤber ich bald etwas mitzutheilen /hoffe./
Anekdote./
Als man den Diogenes fragte, wo er nach ſeinem /Tode begraben ſein wolle? antwortete er: „mitten auf /das Feld.“ Was, verſetzte jemand, willſt du von den /Voͤgeln und wilden Thieren gefreſſen werden? „So /lege man meinen Stab neben mich,“ antwortete er, / 100 „damit ich ſie wegjagen koͤnne.“ Wegjagen! rief der /Andere; wenn du todt biſt, haſt du ja keine Empfin/dung! „Nun denn, was liegt mir daran,“ erwiderte /er, „ob mich die Voͤgel freſſen oder nicht?“ —/
Helgolaͤndiſches Gottesgericht./
Die Helgolaͤnder haben eine ſonderbare Art, ihre /Streitigkeiten in zweifelhaften Faͤllen, zu entſcheiden; /und wie die Partheyen, bei anderen Voͤlkerſchaften, /zu den Waffen greifen, und das Blut entſcheiden /laſſen, ſo werfen ſie ihre Lootſenzeichen (Medaillen / 110 von Meſſing, mit einer Nummer, die einem jeden von /ihnen zugehoͤrt) in einen Huth, und laſſen durch ei/nen Schiedsrichter, Eine derſelben herausziehn. Der /Eigenthuͤmer der Nummer bekommt alsdann Recht./
Miscellen./
Herr Robertſon hat am 28ten Okt. vor einer un/zaͤhligen Menge Volks, ſeine 37ſte Luftreiſe, im Baum/garten zu Bubenetſch bei Prag gehalten. Er erhob /ſich gegen Nordoſt, uͤber den Moldauſtrom hinweg, /zu ſolcher Hoͤhe, daß kein menſchliches Auge im Stande / 120 war, den Ballon am Horizont mehr wahrzunehmen, /oder zu erkennen. (Oeſter. Beob.)/
Im Torgauiſchen Amte in Sachſen, hat ſich eine /Art von Rindviehſeuche (die Loͤſerduͤrre) gezeigt, wes/halb von mehrern Seiten der Verkehr mit Vieh in /jener Gegend unterſagt worden iſt. (Hall. Wochenbl.)/
Aufloͤſung der im vorigen Stuͤck enthaltenen /Charade./
Das Wort: Ja./