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Zum Geburtstag des Kronprinzen./
F. L./
Schreiben aus Berlin./
10 Uhr Morgens./
Der Wachstuchfabrikant Hr. Claudius will, zur Feier des Ge/burtstages Sr. Königl. Hoheit, des Kronprinzen, heute um 11 Uhr, / 20 mit dem Ballon des Prof. J. in die Luft gehen, und denselben, /vermittelst einer Maschine, unabhängig vom Wind, nach einer be/stimmten Richtung hinbewegen. Dies Unternehmen scheint befrem/dend, da die Kunst, den Ballon, auf ganz leichte und naturgemäße /Weise, ohne alle Maschienerie, zu bewegen, schon erfunden ist. Denn /da in der Luft alle nur mögliche Strömungen (Winde) übereinan/der liegen: so braucht der Aëronaut Aeronaut Aeronaut nur vermittelst perpendikula/rer Bewegungen, den Luftstrom aufzusuchen, der ihn nach seinem /Ziel führt: ein Versuch, der bereits mit vollkommnem Glück, in /Paris, von Hrn. Garnerin, angestellt worden ist. / 30
52Gleichwohl scheint dieser Mann, der während mehrerer Jahre /im Stillen dieser Erfindung nachgedacht hat, einer besondern Auf/merksamkeit nicht unwerth zu sein. Einen Gelehrten, mit dem er /sich kürzlich in Gesellschaft befand, soll er gefragt haben: ob er ihm /wohl sagen könne, in wieviel Zeit eine Wolke, die eben an dem Ho/rizont heraufzog, im Zenith der Stadt sein würde? Auf die Antwort /des Gelehrten: „daß seine Kenntniß so weit nicht reiche,“ soll er eine /Uhr auf den Tisch gelegt haben, und die Wolke genau, in der von /ihm bestimmten Zeit, im Zenith der Stadt gewesen sein. Auch soll /derselbe, bei der letzten Luftfahrt des Prof. J. im Voraus nach Wer/ 40 neuchen gefahren, und die Leute daselbst versammelt haben: indem /er aus seiner Kenntniß der Atmosphäre mit Gewißheit folgerte, daß /der Ballon diese Richtung nehmen, und der Prof. J. in der Gegend /dieser Stadt niederkommen müsse. /
Wie nun der Versuch, den er heute, gestützt auf diese Kennt/niß, unternehmen will, ausfallen wird: das soll in Zeit von einer /Stunde entschieden sein. Hr. Claudius will nicht nur bei seiner Ab/fahrt, den Ort, wo er niederkommen will, in gedruckten Zetteln be/kannt machen: es heißt sogar, daß er schon Briefe an diesen Ort /habe abgehen lassen, um daselbst seine Ankunft anzumelden. — Der / 50 Tag ist, in der That, gegen alle Erwartung, seiner Vorherbestim/mung gemäß, ausnehmend schön. /
N. S. 2 Uhr Nachmittags. /
Hr. Claudius hatte beim Eingang in den Schützenplatz Zettel /austheilen lassen, auf welchen er, längs der Potsdammer Chaussee, /nach dem Luckenwaldschen Kreis zu gehen, und in einer Stunde /vier Meilen zurückzulegen versprach. Der Wind war aber gegen /12 Uhr so mächtig geworden, daß er noch um 2 Uhr mit der Füllung /des Ballons nicht fertig war; und es verbreitete sich das Gerücht, /daß er vor 4 Uhr nicht in die Luft gehen würde. / 60
Der Studenten erstes Lebehoch bei der An/kunft in Berlin am 15ten Oktober./
L. A. v. A./
Miscellen./
Es heißt, der Erzherzog Karl werde im Oesterreichischen wieder /die Würde eines Generalissimus übernehmen. /
Hr. Degen hat neuerdings im Prater einen Versuch gemacht, /und ist, nachdem er sich höher, als der Stephansthurm, emporge/schwungen, über ganz Wien hinweggeflogen. /
Se. Hoheit der Kronprinz von Schweden ist in Hamburg / 140 angekommen, und es liegt eine Galleere bei Helsingborg, um ihn /sogleich bei der Ueberfahrt zu begrüßen. /
Polizeiliche Tages-Mittheilungen./
Von einem auswärtigen Magistrat ist vorgestern /ein Sattlergesell durch Militair-Transport hergeschickt, /weil das durch den Brandstifter Horst gegebene Signa/lement eines Mitgliedes der Bande auf ihn zu passen /schien. Jndeß scheint derselbe nach der ersten Verneh/mung völlig unschuldig zu sein, indem ihn der ⁊c. Horst /nicht recognoscirt hat. / 150
Ein Schmiedegesell ist in der verflossenen Nacht von /der Schleusenbrücke herab in’s Wasser gestürzt. Ein /nicht weit davon mit seinem Kahn liegender Schiffer /hat ihn herausgezogen, und ein sogleich herbeigeeilter /Chirurgus ihn wieder ins Leben zurückgerufen./